Als ich die ersten Konzepte für Fink kreierte, war der Charakter ein dunkelhaariger Mann mittleren Alters, der alleine durch die Wildnis schlenderte und dessen einziger Freund sein Falke war. Nimaris sollte in einem damals noch unbenannten Wald auf den Einsiedler und seinen tierischen Begleiter treffen, woraufhin Fink eine Art Mentorrolle einnehmen würde. Fink sollte in Wahrheit eine wichtige Persönlichkeit sein, die sich jedoch unter falschem Namen von der Öffentlichkeit versteckte. Übrigens hieß Fink ursprünglich noch ganz langweilig Finn, was wiederum ein Spitzname für seinen richtigen und vollen Namen Finneas war. Den genauen Grund für diese Änderung erkläre ich weiter unten in einem anderen Abschnitt!
Je stärker meine Geschichte voranschritt, desto klischeebehafteter fühlte sich diese Grundlage für Fink an. Die Geschichte des mysteriösen Einzelgängers, welcher anonym durch die Wälder und Länder streifte und vor seiner wahren Bestimmung davonläuft, wurde so schon zu oft verwendet. Da wäre beispielsweise Aragorn, einer der Protagonisten von „Der Herr der Ringe“.
Deshalb entschied ich mich, den Charakter zurück an den Schreibtisch zu befördern und das gesamte Konzept neu aufzurollen. Nachdem ich eine sehr lange Zeit zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis kam, hatte ich schließlich die entscheidende Idee: Ich teilte die ursprüngliche Figur in zwei einzelne Charaktere auf. Während das elementare Grundprinzip des naturliebenden Finks und seines Falken bestehen blieb, verfrachtete ich die Idee der geheimen Identität und des fortgeschrittenen Alters auf einen weiteren Charakter namens Falk, Finks Vater.
Finks Alter schraubte ich deutlich zurück, seine dunkelbraunes kurzes Haar wuchs an und erstrahlte nun in hellblonder Pracht. Auch sein Charakter änderte sich grundlegend. Einst ein zurückgezogener Eremit, wurde er nun zum genauen Gegenteil. Nicht nur war er nun ein hohes Tier bei einer berüchtigten Diebesbande, er stich zugleich auch durch seine überaus charmante und überzeugende Art hervor.
Eines der wenigen Elemente, welches Finks Neukonzeption beinahe unbeschadet überstanden hatte war sein Falke. Für lange Zeit trug das Tier dabei den Namen Scott – der Grund für die damalige, und mit Verlaub etwas kreativlose Namensgebung entzieht sich mittlerweile meiner Erinnerungen, doch war er nur ein simpler Platzhalter.
Da es mir stets wichtig war, dass sämtliche Tiere in dieser Welt namens Solia sich ebenso von der Norm abhoben wie vieles andere, entschied ich mich irgendwann, dem einst gewöhnlichen Falken ein schneeweißes Gefieder zu verschaffen. Das Tier sollte eine besondere Art von Schneefalke darstellen, welcher wiederum den kalten Kontinent Nion repräsentieren sollte. Passenderweise verlieh ich dem ehemaligen Scott einen passenderen, aber ebenfalls nicht gerade einfallsreichen Namen: Snow.
Doch auch Snow sollte nicht bis zum finalen stehenden Konzept überleben. Als ich zu einem viel späteren Zeitpunkt den Frostfennek Fips einführte, übernahm dieses Tier auch die Repräsentation des kalten Klimas von Nion. Plötzlich fühlte sich Snow sowie sein schneeweißes Gefieder nicht länger notwendig an. So entschied ich, den Schneefalken erneut durch eine andere Falkenart auszutauschen. Der Falke sollte nun die herbstlichen Wälder und Forste rund um die Hauptstadt von Nion, Golven, repräsentieren. Daraus resultierte am Ende ein beiges Gefieder sowie ein finaler Name: Akka.
Der Name Akka war dabei keine willkürliche Entscheidung, sondern entstammt passenderweise der finnischen Kultur und beschreibt unter anderem eine mythische Göttin. Demzufolge war es für mich nur logisch, aus dem einst männlichen Falken nun entsprechend ein Weibchen zu machen, weshalb ich mich bewusst dagegen entschied. Denn wie so oft war es auch hier mein Ziel, logischen Schlussfolgerung mit Unlogik zu trotzen. Und so blieb Akka in meiner Geschichte ein Männchen.
Mittlerweile dürfte dir vielleicht schon die Gemeinsamkeit der Namen von Fink und Falk aufgefallen sein. Richtig, beide beginnen mit einem F und enden mit einem K! Eine kreative Meisterleistung meinerseits. Oh, und beide Namen basieren zudem auf Vogelfamilien, ja. Dazu eine kleine Erklärung!
Eines meiner großen Vorbilder für die Erschaffung meiner Welt war von Anfang an der japanische Mangazeichner Akira Toriyama. Er ist für viele Ikonen der japanischen Popkultur verantwortlich, doch sein mit Abstand bekanntestes Werk dürfte zugleich der sowohl bekannteste Manga und auch Anime aller Zeiten sein: Dragon Ball. Akira Toriyama ist dabei ein wahres Genie, welcher den unschätzbaren Wert von Schlichtheit erkannt hat. Zwar ist ihm die ganze Materie über die Jahre hinweg etwas aus den Händen geglitten und nicht alles ist heute noch so einfach, wie es einst der Fall war, doch das Grundthema existiert noch immer. Der faszinierende Fakt dabei ist jedoch, dass Akira Toriyama viele dieser Design-Entscheidungen aus purer Faulheit heraus entschieden hatte. Er versuchte stets, Elemente einzufügen, die ihm seine Arbeit erleichtern würden. Die mittlerweile legendäre Form des sogenannten Super-Saiyajins entspringt beispielsweise einzig und allein Toriyamas Verlangen danach, die schwarzen Haare des Protagonisten beim Zeichnen nicht auf jedem Panel ausfüllen zu müssen. Wie gesagt, ein wahres Genie.
Einen ähnlich genialen und doch so simplen Einfall hatte Toriyama bei der Namensgebung vieler seiner Charaktere. So benannte er ganze Charaktergruppen nach übergreifenden Alltagsthemen wie Nahrungsmitteln, alkoholischen Getränken oder sogar Unterwäsche. Ein paar Beispiele gefällig? Die Saiyajin, eine mächtige außerirdische Rasse im Dragon Ball-Universum, hören ausnahmslos alle auf vegetarische Speisen. Kakarot bedeutet Karotte, Raditz bedeutet Rettich, Broly bedeutet Brokkoli und bei Vegeta wird es dann ganz besonders einfach. Ähnlich verhält es sich bei der Brief-Familie, wo sämtliche Namen lediglich die englischen Begriffe diverser Unterwäschestücken sind. Das beginnt beim Wort Brief selbst, was aus dem Englischen übersetzt wortwörtlich Unterwäsche bedeutet und sich thematisch über alle Familienmitglieder zieht. Wir hätten da etwa Bulma (Bloomers, also Pumphose), Trunks (Badehose), Tights (Strumpfhose) und Bra (Büstenhalter). Ich könnte noch lange so weiter machen, doch ich denke, es ist mittlerweile klar, worauf ich mit diesem ausführlichen Abschweifer hinaus möchte.
Für die gesamte Familie von Fink wird sich ein ähnliches Oberthema durch die Namen ziehen: Jene der Vogelfamilien. Das beginnt bei Falk, der im wahrsten Sinne des Wortes nach eben jenem Tier benannt ist, welches so ikonenhaft für seine Organisation steht. Fink als sein Sohn hingegen ist nach einer kleineren Vogelart bezeichnet, die darlegen soll, dass er jünger und frecher, aber auch agiler als sein Vater unterwegs ist. Und natürlich sind auch noch weitere Familienmitglieder irgendwo in Solia unterwegs. Und wenn sie irgendwann in die Geschichte eingeführt werden, kannst du dir sicher sein, dass auch diese Mitglieder diese Namenstradition fortsetzen werden!