Nimaris, das Leben der Geschichte

Nimaris ist der Charakter, mit welchem alles begann. Sie ist die Figur, welche ich als allererstes entworfen hatte, lange bevor es Solia, eine Geschichte oder irgendetwas anderes gab. Sie ist sozusagen die Vision, die sämtliche Steine überhaupt erst ins Rollen brachte. Bei ihrer Entstehung setzte ich mir dabei selbst eindeutige Regeln.

Die wichtigste Regel war dabei ironischerweise stets, dass dieser Charakter Regeln brechen soll. Was sich im ersten Augenblick wie ein Widerspruch lesen mag, lässt sich tatsächlich relativ einfach erklären: Die Figur sollte sich von der Norm abheben, sie sollte durch diverse besondere Merkmale ganz bewusst anders sein als das klassische Bild, welches man von einem Protagonisten erwarten würde. Der Charakter sollte die ungeschriebenen Regeln gekonnt ignorieren, welche von J. R. R. Tolkien und Konsorten vor langer Zeit festgelegt wurden.

So entschied ich mich bereits nach kurzer Zeit für einen weiblichen Protagonisten. Auch wenn Frauen als Hauptdarstellerin in unserer heutigen Zeit keine so große Seltenheit mehr wie noch in der Vergangenheit sind, so fühlte es sich für mich nur natürlich an, auf eine Protagonistin zu setzen. Doch wollte ich auch hier mit der Norm brechen, denn es ist eine umstrittene Eigenschaft vieler Autoren, bei einer weiblichen Hauptdarstellerin zugleich das ewige Thema der Liebe bewusst in den Vordergrund zu rücken, um ein verstärktes weibliches Publikum anzulocken. Und so entschied ich, dass dieser Charakter ganz simpel kein Interesse am Thema Liebe haben sollte. Denn ja, auch sowas gibt es!

Als Nächstes brauchte ich einen Namen für meine Protagonistin (damit ich sie nicht ständig Protagonistin nennen musste). Ich wollte einen Namen, der eine tiefere Bedeutung in sich trug und dennoch befremdlich wirkte. Schließlich bediente ich mich dann der lateinischen Sprache. Da meine Protagonistin sozusagen die Seele meiner Geschichte werden sollte, entschied ich mich, das lateinische Wort für Seele in den Namen miteinzupflanzen: Anima. Eine hübsche Endung namens „Ris“ später hatte ich dann den Namen Animaris. Doch dieser Name fühlte sich doch etwas befremdlich an. Er klang zu sehr nach einer Figur, die eine starke Bindung zum Tierreich oder irgendwelche tierischen Fähigkeiten hatte. Die Lösung war denkbar einfach: Ich strich das erste „A“ heraus und schon hatte ich ein Ergebnis, der mir unglaublich gut gefiel. Nimaris hatte endlich ihren Namen.

Dass Nimaris‘ Name dem lateinischen Wort für „Seele“ oder auch „Leben“ entspringt, hat dabei noch weitere Bedeutungen. So war es von Anfang an mein Ziel, dass der Leser der Geschichte stets nur dem Leben von Nimaris folgt. Es sollte keine anderen Blickwinkel als ihren geben. Doch auch in diesem von mir erschaffenen Universum sollte Nimaris natürlich im Bezug auf ihren Namen eine ganz besondere Rolle zu teil werden. Eine, die sich erst in unabsehbarer Zukunft zu enthüllen vermag.

Nachdem ich einen Namen für meine Protagonistin hatte, machte ich mich daran, das Konzept rund um sie herum auszuarbeiten. Wie sollte Nimaris aussehen? Wie sollte sie sich verhalten? Wie sollte sie kämpfen? Es stellten sich mir dutzende neue Fragen, welche es zu beantworten galt. Und bei jeder davon schwirrte mir wieder dieser eine hartnäckige Gedanke durch den Kopf: Die Antworten sollten die Regeln brechen.

Das endgültige Konzept von Nimaris entwickelte sich erst schleichend über Wochen, Monate, ja sogar Jahre hinweg. Ich beobachtete ganz bewusst Popkulturmedien und realisierte, wie viele Filme, TV-Serien, Videospiele und natürlich Bücher sich dieser ganzen inoffiziellen Normen bedienten. Es wimmelte nur so von gewöhnlichen Bauerntölpel, welche durch einen verrückten Wink des Schicksals zu „Auserwählten“ wurden und sich übermächtigen finsteren Schurken stellen mussten. Von vorbildlichen Edelmännern in strahlender Rüstung, die sich keinen einzigen Fehlschritt leisteten und in ihrer makellosen Art stets für Gerechtigkeit und die große Liebe kämpften. Und von gealterten Kriegsveteranen, die nun als Mentoren für eine neue Generation fungierten und ihre wahre Identität erst viel zu spät enthüllten.

Erste Skizze von Nimaris
Feinskizze von Nimaris
Farbskizze von Nimaris
Artworkskizze von Nimaris

Ich wollte vermeiden, dass Nimaris in eine dieser Rollen verfällt. Und so überlegte ich lange Zeit, wie sich dieser Charakter wohl verhalten sollte. Die Antwort fand ich schließlich in Form des Marvel-Antihelden Deadpool, einer äußerst beliebten Superheldenfigur, die im riesigen Marvel-Universum eine ganz besondere Rolle einnimmt: Deadpool weiß, dass er nur eine fiktive Persönlichkeit in einem Comic, Film, Videospiel oder was es denn nun auch gerade sein mag, ist. Er kommentiert das Geschehen entsprechend nicht nur mit deutlich sarkastischen Dialogen, sondern unterhält sich sogar mit dem Leser respektive dem Zuschauer oder Spieler. Ein Umstand, welcher auch heute noch für eine enorme Faszination unter seinen Fans sorgt.

Nun wollte ich dieses Erfolgskonzept jedoch nicht einfach kopieren, sondern in einer abgewandelten Form anwenden. Und so entschied ich mich dazu, dass Nimaris zwar über einen ähnlich sarkastischen und selbstsicheren Charakter wie Deadpool verfügte, jedoch nicht wissen sollte, dass sie die Protagonistin einer fiktiven Welt ist. Doch sollte Nimaris nichtsdestotrotz berühmte Popkulturszenen und –Elemente referenzieren, wann immer die Situation sich dafür eignete. Es sollte der Eindruck entstehen, dass Nimaris mehr „sieht“ als nur das eigene Universum, dies in der Geschichte jedoch nie irgendwie erwähnt oder gar bestätigt wird.

Es war ein langer Weg zur Protagonistin meiner Vision, doch bin ich mit dem Endresultat vollends zufrieden. Der lange Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Die Azurflamme

Azurflamme

Eine Fantasy-Protagonistin benötigte eine Waffe, ein besonderes Merkmal, welches als persönliches Lieblingswerkzeug für die Figur dienen sollte. Was wäre Luke Skywalker beispielsweise ohne sein legendäres Lichtschwert, oder der kleine Hobbit Frodo ohne seinen bei Gefahr leuchtenden Brieföffner „Stich“? Für lange Zeit während der Konzeptphase trug Nimaris dabei tatsächlich eine Art Doppelklinge, zwei kurze, gebogene Dolche, die sich zu einer einzigen Waffe zusammenstecken ließen. Doch je weiter ich das Konzept der geplanten Geschichte vorantrieb, desto weniger machte diese Waffe für Nimaris Sinn. Es fühlte sich schlichtweg zu gewöhnlich an. Und so entschied ich mich dazu, die Doppelklinge wieder aus dem „Sortiment“ zu nehmen.

Ich wollte, dass Nimaris eine Art von Bewaffnung verwendet, welche sich eindeutig von den Waffen der anderen Charaktere unterschied. So kam ich auf die Idee der Flammenaura: Nimaris sollte keine direkte physische Waffe verwenden, sondern sich einer übernatürlichen mysteriösen Macht bedienen, deren genaue Funktionsweise erst nach und nach in der Geschichte aufgedeckt wurde. Es sollte eine Waffe sein, welche sich gemeinsam mit Nimaris im Verlaufe der Geschichte anpassen und verändern konnte. In gewisser Weise sollte sich die Azurflamme wie ein weiterer Protagonist anfühlen.

Wie Nimaris selbst durchwanderte auch die Azurflamme hierbei diverse Konzeptstadien. Angefangen bei einer simplen blauen Flamme, arbeitete ich das Prinzip mit der Zeit immer mehr aus, bis sie schließlich fest in die Geschichte verwurzelt war. Die Azurflamme sollte gemeinsam mit Nimaris wachsen, der Leser sollte gemeinsam mit Nimaris nach und nach mehr über diese mysteriöse Kraft erfahren.

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